„Billig-Bier“ oder „das Gute aus dem Fernsehen“?

Autor: D. Wildhagen

Ist es einfach nur „Kunden- und Wirteverarschung“ der „Fernsehbrauereien“?

Die Werbung greift immer aggressiver in unseren Alltag ein. Eigenschaften wie, „Gut und Böse“, „klug und dumm“, pfiffig oder „blöde“, versucht uns die Werbung vorzuhalten und unser Kaufverhalten so zu manipulieren.

Werbebeispiele (sinngemäß):
„ich trinke nur xxx  Bier, weil: ich ein guter Mensch bin und dadurch für ******** spende."
„ich trinke nur xxx  Bier, weil ich „Sportlich“ bin."
„ich trinke nur xxx  Bier, weil es auf „Schumis“ Auto zu lesen ist."
„ich trinke nur xxx  Bier, weil ich mich so toll finde und so sehr frei bin beim Segeln."
Und besonders abartig:
„ich trinke nur xxx, weil Herr TV- Moderator so nett und symphatisch ist (Dummerweise aber Bier nicht mag bzw. trinkt)."

Tolle Argumente, oder? Es mag sein, das die genannten Eigenschaften auf die Verantwortlichen der Werbebranche und auf die Auftraggeber zutreffen, für die Konsumenten und Verbraucher sollten besser Fakten und Argumente zählen.
Fakt ist: die „Fernsehbrauereien“ betreiben eine aggressive Verkaufspolitik, um Ihre immensen Ausgaben zu decken und Ihre gewaltige Technik auszulasten. Unbenommen davon sponsern die genannten Firmen, wie andere aber auch, Veranstaltungen und humanitäre Aktivitäten. Jedoch kommen, bei „diesen“, die gewaltigen Kosten, für ihr „Display“ (vom Bieruntersetzer über Kugelschreiber bis zum Bierkrug),  für Leuchtmittel und Fassaden und TV-werbung, oben drein für die Technische Einrichtung „Ihrer“ Gaststätten und nicht zum Schluss für den Aufwand diverser Repräsentationen. Bis hier ist alles nachvollziehbar und korrekt. Kommen ja auch noch die Investiv-, Personal- und Betriebskosten der Brauereien hinzu, welche ja ebenfalls explodiert sind, zumal der „Gesetzgeber“ mit unsinnigen Vorschriften und die Behörden mit gleichen Verordnungen nachziehen. Von den Versicherungen, der BG und der EU mag ich hier nicht mehr reden. Soweit diese „armen Brauereien“ welche schon lange keine mehr sind. Es zählt weniger die exzellente Braukunst, als denn die Spiele mit den Kursen und das Handeln mit Beteiligungen. Hier setzen die „Billigbierhersteller“ neue Maßstäbe. Ohne Werbung, nur Produktbezogen, konzentrieren sich diese ausschließlich auf ihr Produkt und auf ihre Vertriebsschiene. Die Verkaufspreise lassen weder Rückschlüsse noch Bewertungen auf die Bierqualitäten zu, so lange sie nach dem Deutschen Reinheitsgesetz brauen und in Glas anbieten,  sind diese Biere ebenfalls akzeptabel, bzw. gut bis sehr gut. Natürlich entscheidet der Geschmack des Konsumenten über „Erfolg“ und Beliebtheitsgrad auch dieser Biere. Die Auswüchse zeigen sich jedoch auch bei uns, in den Nachahmungen nach dem “ Vorbild „ amerikanischer Getränke Panscher, welche auch bei uns zu den merkwürdigsten „Biermixsorten“ geführt haben. Bunter Quatsch in Plastikflaschen, gegen die UV-Strahlung mit der Chemiekeule „bearbeitet“, von der EU „abgesegnet“ und dem Verbraucher als moderne Lebensart, umweltfreundlich vorgelogen, ersetzt nun auch bei uns die traditionelle Braukunst und die braune Mehrwegflasche aus Glas.
Doch zurück zur Gastronomie, falls die Verträge ein weiteres Produkt zulassen, eine weitere Bierleitung verfügbar ist und der Gastronom Wert auf gesteigerte Bierumsätze legt, spricht nichts gegen ein „Billigbier“ im Ausschank. Dieses mach aber nur Sinn, wenn der günstigere Preis direkt an die Gäste durchgereicht wird. Überlegenswert auch als Aktionsbier.

Nun fragen wir uns doch mal – was ist eigentlich „Billigbier“?

„Klugschwätzer“ reden vom „Festzeltbier“, welches – wie sie behaupten, mit Brauwasser verdünnt, bzw. mit billigen Grundstoffen gebraut wird!
Unsinn!
Viele Brauereien bieten neben ihren Premiumbieren auch ein kostengünstigeres Bier an. Ein Bier welches ich hier fälschlicherweise „Billigbier“ tituliere. Besser wäre die Bezeichnung: „B – Produkt“.


Warum ist dieses Bier so kostengünstig?

Weil es nicht beworben wird! Weil dieses Bier weder durch Leuchtreklame, Bierfilz, Bierglas noch andere Werbemittel unterstützt wird. Weil es für dieses Produkt weder Schankwagen, Durchlaufkühler, Klapptresen noch Werbebanner gibt und weil diese qualitativ ebenfalls sehr guten Biere, weder mit Verpachtungs-, Veranstaltungs- oder Werbezuschüssen belastet sind. Die Brauereien haben, bedingt durch eine völlig veränderte Betriebsstrategie,  aber „Vertragsgroßhändler“, welche den größten Teil des Vertriebs und der Lagerhaltung übernehmen. Sie sind teilweise, wie die Gastronomen, durch, nicht immer, „gute Bedingungen“ an die Brauereien gebunden, müssen Absatzgarantien erfüllen, welche bei Nichterfüllung mit empfindlichen Geldbußen belegt werden können und sich leider durch die Entwicklungen der letzten Jahre in eine, zum Teil ebenfalls sehr, prekäre Situation befinden. Selbstverschuldet oder unverschuldet ist auch hier die Frage? Wie ich, haben viele andere Kenner der Szene, schon sehr lange vor dieser Entwicklung gewarnt. Wir waren die „Rufer in der Wüste“ und wurden nicht nur belächelt oder verlacht, nein wir wurden verurteilt und gar als „Nestbeschmutzer“ tituliert. Es waren einst die „gspinnerten“ Innenarchitekten, die unfähigen Marktforscher, die „Ahnungslosen“ Manager und die „Starverkäufer“, in und für Brauereien tätig, welche „Absatzstätten“ statt Gaststätten schufen. Diese Herrschaften, welche jedes Objekt, egal welches Loch, zur Absatzstätte hochjubelten, so aber utopische Zuwachsraten auf das Papier bringen konnten, den Betreibern horrende Gewinne vor -gaukelten und sich einen Dreck um die Gescheiterten scherten. Quantität ersetzte Qualität der Gastronomen. Der Wettlauf des Wahnsinns hatte, einhergehend mit dem Ausverkauf Deutscher Brauereien, begonnen und weiter reihte sich Pleite an Pleite. Doch nicht klug geworden, ging dieser Irrsinn, wieder besseren Wissens, nach der Wiedervereinigung auch „im Osten“ lustig weiter. Nun begann das Kneipensterben und die Not der Gastronomen auch „in den neuen Ländern“. Die Auswüchse waren Knebelverträge für die Gastronomen und zu oft, deren Weg in die Insolvenz. Betroffen nicht nur die Gastronomie, nein auch sehr viele Getränkegroßhändler. Diesem Treiben Einhalt zu gebieten, sollte ebenfalls unser aller Anliegen sein, um Arbeitsplätze zu erhalten, aber auch um eine weitere Überfremdung unserer Gastronomie zu verhindern. (s. Bierseminar) und die Lüge vom „Billigbier“ zu wiederlegen.

 Preisbeispiele EK: alle Preisangaben (2006) ohne Gewähr der Aktualität. Nur als Schema zu nutzen.
TV – Fass Bier 50l 90,00 1l 1,80 ein Glas 0,2l 0,36
TV – Kasten B  10l 12,00 1l 1,20 ein Glas 0,2l 0,24
Billigbier Fass 50l 54,00 1l 1,08 ein Glas 0,2l 0,22
Billigbier Kast 10l  6,00 1l -,60 ein Glas 0,2l 0,12 

Fazit: Wir zahlen für den Wahnsinn und die Großspurigkeit einiger wenigen Brauerei-Manager, eine verlogene Werbung und die „Erfolgsprämien“ etlicher Nutznießer, horrende Summen. Diese Entwicklung vergleiche ich gern mit der dümmlichen Entwicklung der Bekleidungsbranche. Modebekleidung und Schuhwerk sorgen schon bei der Jugend für eine Entwicklung in die falsche Richtung und bei den Bierkonsumenten ist die gleiche Entwicklung zu beobachten.  Vor fünfundzwanzig Jahren wurde der „Aldikunde“ als Bürger zweiter Klasse belächelt, heute ist diese Handelskette „Kult“ und genau hier liegt der Hase im Pfeffer. Genieße ich ein teures Produkt, zahle ich für die geringe Menge neben meinem Dünkel auch für alle beschrieben Belastungen der Hersteller. Möchte ich mit kleinem Geldbeutel größere Mengen „genießen“, muss ich halt ein „unbeworbenes Qualitätsprodukt“ akzeptieren. Diese Entscheidung sollte jedermann selbst überlassen werden. Wichtig ist nur das diese Möglichkeiten umgesetzt und genutzt werden können. Denn, auch beim Deutschem Bier entscheidet neben Geschmack und Qualität, nun immer mehr auch der Abgabepreis in der Gaststätte und im Handel.
Ein mir bekannter Verkaufsleiter, einer Privatbrauerei sagte: „vom Hof könnte ich den Kasten Premium Bier (10l) für 5,00 € verkaufen“, hätte dabei keine Sorgen und alle wären Glücklich und zufrieden.
Nachdenken!
Denn über Geschmack (auch Biergeschmack) kann man bekanntlich nicht streiten!  - - - und verächtlich machen, ist kein dauerhaftes Argument.

Autor: D. Wildhagen